Wirtschaft

Saarbrücken ist das wirtschaftliche Zentrum im Saarland. Das soll so bleiben, indem wir unsere Wirtschaft fördern: Durch attraktive Rahmenbedingungen, Forschungszusammenarbeit, Investitionen in Start-Ups oder eine gute Infrastruktur. Den boomenden Tourismus und unseren vielfältigen Einzelhandel wollen wir stärken.

Kein Saarland ohne Saarbrücken

Die Wirtschaftskraft und Attraktivität Saarbrückens ist überlebenswichtig für das gesamte Saarland. Als starkes Zentrum des Saarlandes und der Großregion helfen wir mit, die Eigenständigkeit des Landes zu sichern. Zur Wahrung dieser Rolle sind bedeutende Leitinvestitionen und ein Engagement der Landesregierung erforderlich. Aber auch die Stadtverwaltung muss aktiver und flexibler auf die Bedürfnisse der Unternehmen eingehen. Insbesondere das Fehlen entwicklungsfähiger Gewerbeflächen hat in der Vergangenheit zur Abwanderung von Unternehmen aus der Landeshauptstadt geführt. Hier bedarf es sowohl bei der Ausweisung neuer Gewerbeflächen als auch bei der Entwicklung bereits geplanter Flächen einer höheren Geschwindigkeit, sonst gerät unsere Stadt im Wettbewerb der Nachbarkommunen ins Hintertreffen.

Für unsere Stadt an der Grenze ist es unerlässlich, mit den französischen Partnerinnen und Partnern eng und kontinuierlich zusammenzuarbeiten, sei es im direkten Kontakt der Verwaltungen oder in Zusammenhängen wie dem Eurodistrict oder der Quattropole. Nur so kann unsere Grenzregion im Wettbewerb der Regionen Europas bestehen und Lebensqualität, Beschäftigung und Wachstum für ihre Bewohnerinnen und Bewohner garantieren. Dazu müssen wir Planungen z.B. im Bereich des Einzelhandels oder der Gewerbeansiedlung stärker abstimmen und die Chancen für mehrsprachiges Personal vor allem im Handel und im Handwerk deutlicher hervorheben.

Regionale Wirtschaft fördern

Wir unterstützen regionale Herstellerinnen und Hersteller und wollen so nachhaltiges Leben in Saarbrücken ermöglichen und bewerben. Mit den Saarbrücker Wochenmärkten bieten wir gute Möglichkeiten, regional produzierte Waren einzukaufen und sich nachhaltig zu versorgen. Hier gibt es ein großes Angebot biologisch erzeugter Waren. Wir wollen die Einrichtung weiterer Märkte zum Beispiel durch Vereine und Initiativen durch den Verzicht auf Nutzungsgebühren unterstützen.

Der ungewissen Zukunft der Warenhäuser in der Stadt wollen wir mit Initiativen zur Stärkung des lokalen und regionalen Handels begegnen. Wo immer Verkaufsflächen temporär frei werden, wollen wir Möglichkeiten finden, diese in Zusammenarbeit mit lokalen Akteur:innen zu bespielen. Concept- und Pop-up-Stores bieten hervorragende Möglichkeiten für heimische Gründerinnen und Gründer, ihre Produkte zu testen und zugleich Leerstände zu überbrücken und Menschen in die Stadtzentren zu locken. Dafür brauchen wir ein starkes Leerstandsmonitoring und -management.

Ökologischer Landbau im Stadtgebiet, wie etwa der Stadtbauernhof im Almet, ist für uns ein Beitrag zur nachhaltigen Ernährung und zum Lernen und soll auch an anderen Stellen ermöglicht werden. Die Sicherung der Nahversorgung in den Stadtteilen ist von wesentlicher Bedeutung für die Lebensqualität der Menschen. Sie hilft, unnötige Wege mit dem Auto zu vermeiden. Der Handel muss da hinkommen, wo die Menschen leben. Dies muss bei der Überarbeitung des städtischen Einzelhandelskonzeptes im Mittelpunkt stehen.

Globale Verantwortung - fairer Handel

Wir denken Gerechtigkeit und Fairness global. Saarbrücken ist bundesweit Vorreiterin beim Fairen Handel. Das verdanken wir insbesondere den vielen Bürgerinnen und Bürgern, die sich ehren- und hauptamtlich dafür einsetzen. Wir werden die Fair-Trade-Aktivitäten gemeinsam mit den zivilgesellschaftlichen Gruppen, mit Geschäften und Institutionen weiter ausbauen. Wir sind stolz auf die Schülerinnen und Schüler, die sich in Fair-Trade-Schulen und Fair-Trade-Klassen für faire Produkte und fairen Handel einsetzen. Damit alle sehen können: Es geht auch fair. 

Mit unseren internationalen Partnerschaften kümmern wir uns um lebendigen Austausch und leisten wichtige entwicklungspolitische Beiträge vor Ort, etwa in der Partnerschaft mit Tbilissi oder der Kooperation mit Diriamba in Nicaragua und Marcala in Honduras. Bei der Beschaffung soll die Landeshauptstadt wo immer möglich auf nachhaltige Produkte setzen.

Würdevolles Arbeiten

Arbeit gibt den Menschen Würde. Trotz Fachkräftemangels finden viele Menschen seit langem keine Beschäftigung. Mit verschiedenen Trägern, allen voran dem städtischen Zentrum für Bildung und Beruf (ZBB), verfügen wir über große Erfahrungen bei der Schaffung von Bildungs- und Beschäftigungsmöglichkeiten für Langzeitarbeitslose.

Wir finanzieren lieber Arbeit als Arbeitslosigkeit. Seit vielen Jahren kämpfen wir für einen öffentlich geförderten sozialen Arbeitsmarkt für Menschen, die beruflich keine Perspektive mehr hatten. Bund und Land haben hier neue Möglichkeiten eröffnet für Aktivierung und Qualifizierung. Saarbrücken muss diese Möglichkeiten nutzen. So ermöglichen wir Langzeitarbeitslosen eine würdevolle Beschäftigung und berufliche Teilhabe.

Platz zum Wachsen

Unsere städtische Gesellschaft für Innovation und Unternehmensförderung (GIU) hat turbulente Zeiten hinter sich. Wir brauchen die GIU aber als wichtiges Instrument der Wirtschafts- und Ansiedlungspolitik. Deshalb muss die Gesellschaft sich neuen Projekten zuwenden und beispielsweise ihre hervorragende Expertise im Bereich der Revitalisierung industrieller Brachflächen und Entwicklung von Gewerbeflächen anwenden, um mehr Platz für Unternehmen zu schaffen. Denn alle Unternehmen und ihre Beschäftigten – egal ob Handwerksunternehmen, Industriebetrieb oder Hightech-Start-up – brauchen gute Rahmenbedingungen.

Wie so etwas geht, zeigt mit beachtlicher Geschwindigkeit und hoher städtebaulicher Qualität die privatwirtschaftliche Initiative auf dem ehemaligen Messegelände. Wir fordern Stadt und Land auf, dieses beispielhafte Vorhaben mit aller Kraft zu unterstützen und so die Entwicklung eines verkehrlich bestens angeschlossenen, für Unternehmen und Bürgerschaft gleichermaßen attraktiven neuen Stadtquartiers zu unterstützen. Auch der Bund ist aufgefordert, endlich den seit langem geplanten Vollanschluss der A 620 an dieser Stelle zu realisieren.

In einer ohnehin wachsenden Stadt konkurriert die Wirtschafts- und Ansiedlungspolitik zwangsläufig mit anderen Flächennutzungen. Wir sorgen für einen fairen Dialog mit Betrieben, Anwohnerinnen und Anwohnern und Initiativen und finden Alternativen, wenn einzelne Flächen aus Gründen des Umweltschutzes oder der Sicherung der Lebensqualität nicht realisierbar sind.

High-Tech- und Gründungsszene stärken

Die Saarbrücker Hochschulen zeichnen sich durch innovative Forschung aus, nicht zuletzt im Bereich von Informatik und Künstlicher Intelligenz. Mit den zahlreichen Instituten, unter vielen anderen etwa denen der Max-Planck und der Fraunhofer Gesellschaften sowie der Helmholtz und der Leibniz Gemeinschaften, wird diese Forschung noch einmal auf ein neues Level gehoben. Für das Wachstum der Wissenschaft in Saarbrücken stellt der Bebauungsplan Nördlich Stuhlsatzenhaus den nötigen Platz bereit.

Eine wichtige Aufgabe der Landeshauptstadt ist es, die Zusammenarbeit zwischen diesen Forschungseinrichtungen und lokalen Unternehmen zu unterstützen. 

Die Rahmenbedingungen für Gründerinnen und Gründer aus diesem Hochschulumfeld lassen in unserer Stadt zu wünschen übrig. Start-ups brauchen die Nähe zu den Forschungseinrichtungen der Hochschulen, aber außerhalb des Campus der Universität des Saarlandes, wo die Landesregierung massiv investiert, fehlt es in Saarbrücken an Flächen und Infrastruktur für junge Unternehmen. Deshalb wollen wir, dass in vernünftiger räumlicher Nähe zu unseren Hochschulen Raum für die Ansiedlung forschungsgetriebener Start-ups geschaffen werden.

Eine lebendige und dynamische Hightech- und Gründerszene ist entscheidend für die Zukunftsfähigkeit unserer Stadt. Wir wollen Gründerinnen und Gründern Strukturen anbieten, die den Austausch innovativer Ideen, gemeinschaftliches Arbeiten und Entwickeln erlauben. Das gilt sowohl für Hightech-Gründungen aus den Hochschulen und Forschungseinrichtungen als auch für die Kreativwirtschaft. In der Umnutzung von Leerständen in der Innenstadt liegt eine große Chance, kostengünstige Strukturen für Start-ups zu schaffen. Die Stadt muss hier mehr unternehmen und aktiver in den Dialog eintreten. Das wollen wir ebenso unterstützen wie die Entwicklung privatwirtschaftlicher Coworking-Angebote und neuer Räume, wie sie beispielsweise rund um den Osthafen entstehen werden. 

Eine wichtige Aufgabe unserer Kommune ist es, die Bildung von Netzwerken innerhalb der Gründerszene aktiv zu unterstützen, beispielsweise durch die Organisation von Branchentreffen und Konferenzen, um den Austausch von Ideen und die Zusammenarbeit zwischen Unternehmen, Forschungseinrichtungen und Investoren zu fördern. Wir setzen uns zudem dafür ein, den Austausch mit anderen Innovationsregionen gezielt zu fördern und zu institutionalisieren, um den Zugang zu überregionalen Märkten, Investoren und Fachkräften zu erleichtern.

Der Tourismus boomt

Der Tourismus in Saarbrücken entwickelt sich hervorragend, nicht zuletzt dank der gemeinsamen Tourismusstrategie von Regionalverband und Landeshauptstadt. Wir werden ihn zusammen mit dem Land weiter fördern und unsere Strategie entsprechend weiterentwickeln. Die Auslastung der zahlreichen neuen Hotels zeigt, dass Saarbrücken immer mehr zur Destination für den Städtetourismus wird. Viele Gäste nutzen unsere Stadt auch als Ausgangspunkt für den Besuch der touristischen Ziele im übrigen Saarland, etwa des Weltkulturerbes Völklinger Hütte. Diese Entwicklung begrüßen und fördern wir und wollen deshalb die Aktivitäten des Citymarketings stärken.

Um Saarbrücken zudem als Kongress- und Tagungsort zu stärken, wollen wir gemeinsam mit allen Beteiligten auf Stadt- und Landesebene die Einrichtung eines Convention Bureaus vorantreiben. Dieses dient als zentraler Ansprechpartner und Organisator für touristische Events, Messen und Veranstaltungen.

Saarbrücken ist Einkaufsstadt

Handel ist Wandel – kaum irgendwo kann man das besser sehen als in der Saarbrücker Bahnhofstraße und den angrenzenden Geschäftsstraßen an ihren beiden Enden. Langfristige Leerstände, schnelle Nachbelegung freigewordener Ladenlokale und große Investitionen prägen den Saarbrücker Einzelhandel gleichermaßen.

Sorge bereitet uns vor allem die Zukunft der Saarbrücker Warenhäuser, die traditionell als Ankerpunkte des Handels in der Innenstadt dienen. Wir fordern die Stadtverwaltung auf, alles zu tun, um insbesondere den Leerstand der ehemaligen Kaufhof-Filiale schnell zu beheben. Dazu müssen auch die bauplanungsrechtlichen Grundlagen schnellstmöglich geschaffen werden, um beispielsweise einen Teil des Gebäudes für andere Zwecke, etwa Wohnen und Arbeiten, nutzen zu können. Das gilt auch für Leerstände in den Nebenstraßen.

„Sorgenkinder“ sind auch die Diskontopassage und die Europa-Galerie. Hier fordern wir, den Dialog mit den privaten Eigentümern zu intensivieren und auf Investitionen zu drängen, die die Geschäftslagen wieder attraktiver und belebter machen und Sicherheit und Sauberkeit gewährleisten.

Generell fordern wir, weiterhin an der Steigerung der Attraktivität unserer Innenstadt zu arbeiten. Dazu müssen Verwaltung, Citymarketing und Kaufmannschaft noch intensiver als bisher zusammenarbeiten. Dazu zählt auch, sich gemeinsam an den Innenstadt-Förderprogrammen von Bund und Land zu beteiligen.

Das Saarbrücker Einzelhandelskonzept gibt wenig Spielraum für die Schaffung neuer Nahversorgungsorte in den Stadtteilen. Die Aufrechterhaltung der Nahversorgung mit Lebensmitteln, Waren des täglichen Bedarfs und Finanzdienstleistungen in den Stadtteilen ist aber aus unserer Sicht unverzichtbar. Im Zuge der Überarbeitung des Einzelhandelskonzeptes wollen wir hier mehr Flexibilität im Sinne der Menschen vor Ort schaffen.