Der Vertrag mit Q-Park ist nach 25 Jahren Geschichte. Was bedeutet das für die Innenstadt?

Die Nachricht schlug ein wie eine Bombe: Statt erst nach 50 Jahren wird der Generalpachtvertrag mit Q-Park bereits in wenigen Wochen aufgelöst. In beiderseitigem Einvernehmen. Was hat Q-Park zu diesem Schritt bewegt? Das wissen wir nicht. Sicher ist, dass das niederländische Unternehmen bereits seit Jahren aufgrund seiner Preispolitik unter Druck steht. Der zentrale Vorwurf: Aufgrund seiner monopolartigen Stellung konnte Q-Park nach Gutdünken seine Preise erhöhen, ohne die Konkurrenz fürchten zu müssen. Hinzu kommt, dass Q-Park sicherlich wahrgenommen hat, dass es politische Initiativen aus dem Stadtrat gab und gibt, den Beethovenplatz wieder in einen parkähnlichen Zustand umzubauen. Für den Beethovenplatz gibt es eine gesonderte Vertragslage, hier galt der 50-jährige Pachtzeitraum nämlich nicht. Auch für den Parkplatz Roonstraße im unteren Alt-Saarbrücken liegen Pläne zur Umgestaltung vor.

So oder so bekommt die Stadt durch das Ende des Pachtvertrags wieder Zugriff auf ihre verbliebenen Parkflächen. In St. Johann sind das gar nicht mehr so viele, denn Q-Park hat in den letzten Jahren einige Parkhäuser erworben und wird diese sicherlich weiterhin betreiben. Es sind daher vor allem zwei Objekte in der zentralen Innenstadt, die wieder zurück in städtische Hand kommen und interessante Perspektiven ermöglichen: Der Beethovenplatz und das Parkdeck am Rathaus im Gerberviertel.

Wird der Beethovenplatz wieder zur grünen Oase?

In der SPD ist das Ziel klar. Wir wollen den Beethovenplatz in seinen ursprünglichen Zustand zurückversetzen. Entsprechende Beschlüsse hat der Stadtrat bereits 2023 mit Stimmen von SPD, Grünen und Linken gefasst. Auch wenn die Stadt erst ab 2029 wieder Zugriff auf den Platz bekommt: Schon jetzt ist klar, dass die Stadt für diese Baumaßnahme auf Fördermittel zurückgreifen muss. Umso wichtiger, dass für die Beantragung der Fördermillionen bereits Pläne in der Schublade liegen.

Nach Q-Park fällt die Bewirtschaftung des Beethovenplatzes wieder in die Hände des städtischen Tochterunternehmens KBS. Auch dort hat man ein Interesse an den Einnahmen aus dem Parkierungsgeschäft. Ohne Q-Park in der Gleichung lässt sich der politische Wille des Stadtrats aber einfacher umsetzen. Wichtig ist: Ein Beethovenplatz mit grünen Wiesen muss zusammen mit dem wenige hundert Meter entfernten Parkdeck am Rathaus gesehen werden.

So sah der Beethovenplatz im Jahr 1919 aus. Druck: Kunstverlag Kurt Rithausen, Saarbrücken, Privatbesitz Saarbrücken, veröffentlicht in „Gartenkunst in Saarbrücken“

Das Rathaus-Parkhaus: Ein in die Jahre gekommenes Provisorium

Denn dort soll wohl Ersatz her für das arg in die Jahre gekommene Parkdeck. Noch ist unklar, wie dieser aussehen wird. Aber hier bietet sich eine Chance, das Gerberviertel zwischen Markt und Nauwieser Viertel neu zu denken. Bisher ist der Block vor allem durch städtebauliche Missstände wie das leerstehende „Witwe-Hess-Haus“ an der Großherzog-Friedrich-Straße geprägt. Und das Parkdeck ist auch kein Hingucker.

Auch ein möglicher autofreier Rathausplatz steht im Raum. So steht es im Verkehrsentwicklungsplan 2030 und ein entsprechendes Konzept hat die Machbarkeit bestätigt. Die Vision: Eine richtige Verbindung zwischen Markt und Viertel, mehr Platz für Fußgängerinnen und Radfahrer. Was wir nicht wollen, ist einfach ein schnöder Ersatz für das bisherige Parkhaus. Das Potenzial ist viel, viel größer. Vielleicht könnte man hier auch Wohnraum schaffen? Bestenfalls sogar welchen, den sich auch Normalverdienerinnen und Normalverdiener leisten können? Hier ist das letzte Wort noch nicht gesprochen. Die nächsten Jahre versprechen interessant zu werden.

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