Der lange Niedergang von Deutschlands größter Warenhauskette nimmt kein Ende: Die Kaufhof-Filiale wird schließen. Für die rund 100 Beschäftigten in Kaufhaus und Gastronomie ist das eine Hiobsbotschaft. Ihnen gilt unsere volle Unterstützung. Diese wurden bis zuletzt im Unklaren gelassen und mussten mit ansehen, wie über ihre Köpfe hinweg entschieden wurde. Und das, nachdem sie jahrelang für ihre Arbeitsplätze gekämpft haben – unter anderem mit vielen Zugeständnissen gegenüber der Konzernleitung. Einer Konzernleitung, die schon im ersten Insolvenzverfahren vor drei Jahren daran gescheitert ist, das Unternehmen fit für die Zukunft zu machen. GALERIA wurde mit 680 Millionen Euro staatlichen Hilfen unterstützt, ein Großteil dieser Kredite wird wohl nicht zurückgezahlt. Was ist mit dem Geld passiert?
Nun ist der Arbeitgeber in der Pflicht, die Kündigungen so fair wie möglich zu gestalten. Zudem müssen weitere Entlassungen verhindert werden. Dazu muss der verbleibende Standort nun umfassend modernisiert und attraktiviert werden, um die Filiale und damit die Arbeitsplätze zu sichern.
Angesichts der Tragweite der Entscheidung sind die Aussagen des Oberbürgermeisters umso erstaunlicher. Ich bin mir nicht sicher, ob der OB den Ernst der Lage erkannt hat. Sein Schönreden der aktuellen Entwicklung im Einzelhandel entspricht sicher nicht dem, was viele Bürgerinnen und Bürger in unserer Stadt wahrnehmen. Man muss kein Pessimist sein, aber vor offensichtlichen Problemen die Augen zu verschließen, zeugt von wenig Handlungsmut.
Es zeigt sich einmal mehr, dass der Blick des Oberbürgermeisters allzu oft nur auf die Innenstadt gerichtet ist: Während er mit rosaroter Brille durch die Bahnhofstraße läuft, haben die Stadtteile beim Thema Einzelhandel ihre ganz eigenen Probleme. Diese werden aber nur selten thematisiert. Umso irritierender ist es, wenn Initiativen aus dem Rat einfach abgeschmettert werden. Wir haben einen Fünf-Punkte-Plan für mehr inhabergeführten Einzelhandel vorgelegt, der die Innenstadt, aber vor allem auch die Stadtteile stärken soll. Doch der Oberbürgermeister zeigt wenig Interesse an solchen Vorschlägen.
Man kann nur hoffen, dass dieses Selbstbewusstsein auch zum Tragen kommt, wenn es jetzt darum geht, eine angemessene Lösung für das Kaufhofgebäude zu finden. Es darf nicht sein, dass der Eigentümer am 01.07. abschließt und sich dann einfach aus der Verantwortung stiehlt!