Von Fahrradwegen und Zuständigkeitschaos

Abenteuer gefällig? Wer das ehemalige Messegelände am Schanzenberg mit dem Fahrrad erreichen möchte, wappnet sich lieber für eine aufregende Fahrt: Von Burbach und Malstatt kommend, geht es über ein sehr steiles Stück Radweg auf eine scheppernde, rostige und schmale Brücke über die Saar. Nicht viel besser sieht es für diejenigen aus, die vom Leinpfad links der Saar auf das Gelände wollen. Erst geht es durch eine verwahrloste Unterführung unter der Autobahn hindurch, die eher einer Baustelle gleicht. Danach hat man das Vergnügen – nur durch eine Leitplanke getrennt – unmittelbar neben dem rauschenden Verkehr auf der A620 zu fahren.

Peinliche Zustände angesichts der Tatsache, dass bald hunderte Menschen im neuen Gewerbegebiet Schanzenberg arbeiten werden. Davon werden nicht wenige mit dem Rad zu Arbeit kommen. Was macht die Stadtverwaltung um Uwe Conradt? Die schiebt die Verantwortung zuerst von sich, wie in der Saarbrücker Zeitung zu lesen war. Die Bahn sei zuständig für die Brücke und die Autobahn GmbH für die Unterführung.

Wie sich herausgestellt hat, ist das falsch: Die Stadt ist verantwortlich. Dass die Landeshauptstadt ihre eigenen Zuständigkeiten für Radwege nicht kennt, ist zunächst einmal peinlich. Es ist anscheinend zu viel verlangt, dass man sich im Baudezernat über die eigenen Zuständigkeiten im Klaren ist, bevor man mit dem Finger auf andere zeigt.

Da die Zuständigkeitsfragen nun endlich ein Ende haben, muss die Verwaltung in die Pötte kommen. Ziel: Die Anbindung an den Leinpfad und über die Brücke zu verbessern. Dabei unterstützen wir die Forderungen des ADFC zu 100 Prozent. Beide Routen sind im Verkehrsentwicklungsplan als „Radhauptverbindungen“ mit hoher Priorität eingestuft. Sprich: Die Radwege hier müssen schnell, direkt und vor allem sicher sein. Davon sind wir derzeit weit entfernt.

Aber auch für die Erreichbarkeit des Deutsch-Französischen Gartens und des Deutschmühlentals sind die Radwege von großer Bedeutung. Wir haben Halbzeit beim Verkehrsentwicklungsplan 2030 und verheddern uns im Klein-klein der Zuständigkeiten. Zumindest in diesem Fall sind die Verantwortlichkeiten nun geklärt. Wir werden das Thema daher im nächsten Verkehrsausschuss auf die Tagesordnung setzen und erwarten, dass uns die Verwaltung zeitnah erste Planungen vorstellt.

Zum Hintergrund der SZ-Artikel zum Nachlesen (SZ+):

https://www.saarbruecker-zeitung.de/saarland/saarbruecken/saarbruecken/alt-saarbruecken/saarbruecken-streit-um-radverkehr-zum-schanzenberg-zukunfts-viertel_aid-95807581