„Die Häuser denen, die drin wohnen!“

Wir dürfen vorstellen: Projekt Roter Backstein e.V.

Wohnungsnot ist auch bei uns ein Thema – nicht nur in den größten und großen Städten. Die gibt’s auch hier im Saarland, in Saarbrücken. Natürlich – dafür brauchen wir den Sozialen Wohnungsbau, für den Innenminister Bouillon endlich bessere Rahmenbedingungen schaffen muss. Bezahlbaren Wohnraum nachhaltig zu sichern geht aber auch anders. Wir haben uns das Saarbrücker Projekt „Roter Backstein e.V.“ angeschaut. Die Herangehensweise? Finden wir wirklich klasse und durchaus unterstützungswürdig!

Der Verein Roter Backstein ist ein Wohnprojekt, entstanden aus der Idee, das von seinen Mieter*innen jahrelang bewohnte Haus in der Saarbrücker Innenstadt auf Dauer zu sichern und dem gewinnorientierten Wohnungsmarkt zu entziehen. Als ihr langjähriger Vermieter starb war unklar, wie es weitergeht: Könnten sie vergleichsweise selbstbestimmt dort wohnen bleiben, wo sie seit Jahren gerne wohnen – oder würde das Haus an rein profitorientierte Vermieter*innen fallen…?

Die Idee: Sie könnten ihr eigenes Mietshaus gemeinschaftlich käuflich erwerben und so dort wohnen bleiben, wie sie seit Jahren gerne dort wohnen. Das ist ihr konkreter Beitrag zur Sicherung bezahlbaren Wohnraums. Das Projekt ist aber nicht einfach nur eine kleine Initiative. Dahinter steckt viel mehr: Es gehört zur Dachorganisation „Mietshäuser Syndikat“, die sich deutschlandweit aus ähnlichen selbstorganisierten Wohnprojekten zusammenschließt. 

Das Konzept ist prinzipiell immer das folgende: Aus Eigenkapital, Bankkredit und besonders aus Direktkrediten von überzeugten Unterstützer*innen finanziert sich das jeweilige Projekt den Erwerb des Wohnhauses mit der Gründung eines eigenen Hausvereins und macht sich gerade das Modell der GmbH für dieses doch antikapitalistisch orientierte Vorhaben zu eigen. 

Noch ist es in Saarbrücken nicht ganz so weit. Der Verein hat die GmbH ,,Roter Backstein – Solidarisches Wohnen“gegründet und hat dadurch zusammen mit dem Mietshäuser Syndikat nach dem Hauskauf gleiches Stimmrecht bei Entscheidungen über Eingriffe aufs Immobilienvermögen. Beide müssen jeweils zustimmen. Ans Syndikat wird ein mit sinkenden Kreditschulden steigender Soli gezahlt, damit woanders beim Aufbau weiterer Projekte unterstützt werden kann. Wenn alle Schulden bezahlt sind, gehört das Haus der GmbH und damit den Bewohner*innen selbst. Wer auszieht kann zwar noch weiter fördern, verliert aber sein Mitspracherecht. So wird dafür gesorgt, dass das Haus auf Dauer im Eigentum der Nutzer*innen bleibt.

Wir freuen uns sehr über Initiativen wie diese. Ich finde es schön zu sehen, was im Einsatz für die gute Sache auf die Beine gestellt werden kann, wenn man im solidarischen Miteinander ein Ziel verfolgt. Diese Formen des Zusammenlebens sind gut für unsere Quartiere. Sie zeigen, welchen Wert Gemeinschaft hat und sind lebendige Beweise für gelebte Demokratie und dafür, wie Kapital in der Hand der Menschen selbst liegen kann. Wir möchten, dass die Stadt auch für solche privaten Initiativen offen ist und unterstützt, wo sie kann, zum Beispiel indem sie bei Verkäufen städtischer Immobilien und Grundstücke nicht nur gewinnorientierte Investor*innen in den Blick nimmt. Denn alleine bekommt die Stadt die Wohnungssituation hinsichtlich kostengünstiger Wohnungen nicht in den Griff. 

Es wäre wünschenswert, wenn das Projekt Nachahmer*innen in Saarbrücken findet und nicht mehr lange einmalig im Saarland bleibt. Wer jetzt neugierig geworden ist, ist herzlich eingeladen sich unter roterbackstein@riseup.net zu melden. Das Projekt steht in den Startlöchern und freut sich über jede individuell gestaltbare Unterstützung, egal ob Geldanlage oder Hilfe bei der planerischen Umsetzung.

Auch hier gibt’s noch mehr Infos: https://www.syndikat.org/de/projekte/roter-backstein/

Schaut doch mal rein!

Mirco Bertucci