Ärger in der Johannisstraße ist Ausdruck der sozialpolitischen Orientierungslosigkeit von Uwe Conradt

Der Haussegen im Nauwieser Viertel hängt schief. Viele Anwohnerinnen und Anwohner fühlen sich nicht mehr sicher und berichten von zahlreichen unschönen Vorfällen in der Johannisstraße im Umfeld des „Pavillons“ (siehe SZ-Artikel vom 04.01.). Dass sich besser um die Menschen aus der dort ansässigen einschlägigen Szene gekümmert werden muss, fordern wir schon seit Jahren. Denn nur mit mehr Personal, Streetworkern und aufsuchender Sozialarbeit kann sich etwas ändern.

Jetzt rächt sich die „Aus den Augen, aus dem Sinn“-Politik von OB Uwe Conradt und seinem Sozialdezernenten Tobias Raab. Statt einen Plan vorzulegen, wie man den Menschen dort helfen kann, gab es kurzsichtige Aktionen wie den Abriss der Wartehäuschen an der Johanneskirche in einer viel kritisierten Nacht- und Nebelaktion. Dass der Abriss kein einziges Problem gelöst hat, sieht man spätestens jetzt. Mit einem Schnellschuss aus der Hüfte wollte die Verwaltung ein Ausweichquartier in der Fichtestraße schaffen. Ohne die Einbindung der Nachbarschaft und unter Verkennung der Lebensrealitäten der Menschen, die sich dort aufhalten sollten (viel zu weit entfernt von der Innenstadt, keine Einkaufsmöglichkeiten) war dieses Projekt von vorneherein zum Scheitern verurteilt. Seither ist nichts passiert. Man kann sich dem Eindruck nicht verwehren, dass OB Conradt und seine Verwaltung wohl davon ausgingen, dass sich die Probleme von selbst lösen würden

Das war leider pures Wunschdenken. Unser Stadtverordneter Sascha Haas wohnt selbst in der Johannisstraße und ihm sind die dortigen Zustände gut bekannt. Er gibt den Anwohnerinnen und Anwohnern recht, dass dringend etwas passieren muss. Der Pavillon ist in einem desolaten Zustand, niemand von der Stadt scheint sich aber darum zu kümmern. Gekümmert werden muss sich aber. Zum Beispiel mit aufsuchender Sozialarbeit. Auch das gerade vom Stadtrat beschlossene Quartiersmanagement Nauwieser Viertel sollte schnellstmöglich umgesetzt werden. Ein Schwerpunkt der noch zu schaffenden Stelle muss sein, sich um das Zusammenleben von Anwohnern und der Menschen aus der ortsansässigen Szene zu kümmern. Und auch in der Rathausspitze muss endlich ein Umdenken stattfinden: Bis heute hat Uwe Conradt nicht verstanden, was das Nauwieser Viertel ausmacht. Er muss endlich der Tatsache ins Auge sehen, dass er das Stadtoberhaupt aller Saarbrückerinnen und Saarbrücker ist. Auch derjenigen, die im Nauwieser Viertel leben.

Zum SZ-Artikel: https://www.saarbruecker-zeitung.de/saarland/saarbruecken/saarbruecken/saarbruecken-gewalt-und-drogen-im-nauwieser-viertel-nachbarn-verzweifelt_aid-82346217