Durchschnittsalter im Saarland steigt

Wir werden alle immer älter. Das ist zwar grundsätzlich gut – aber nicht wenn zugleich das Durchschnittsalter einer ganzen Gesellschaft steigt.Dies ist in den letzten zwanzig Jahren hier im Saarland um vier Jahre gestiegen

Ich persönlich bin zwar auch in den letzten zwanzig Jahren zwanzig Jahre älter geworden – doch diese Entwicklung macht mir Sorgen.

Die saarländische Bevölkerung altert besonders schnell. Viele Junge Menschen verlassen das Saarland und kommen später nicht mehr zurück. Doch woran liegt das?

Vielleicht wollen sie in größere Städte und Metropolen nach Berlin, Hamburg, oder München. Vielleicht ziehen sie weg, weil das Studienfach hier nicht angeboten wird, vielleicht aber auch, weil sie hier nicht den Job finden den sie schon immer wollten. Oder auch einfach, weil sie sich individuell entfalten wollen. Städte wie Berlin sind beliebter als das kleine Saarbrücken.

Die drängende Frage ist: Wie können wir Saarbrücken attraktiver gestalten?

Unser Anspruch sollte nicht nur sein, alle Saarländerinnen und Saarländer zu halten, sondern auch Menschen außerhalb des Saarlands hierher zu locken und zum Bleiben einzuladen.

Grundsätzlich gilt: Wir müssen uns als Stadt, aber auch das gesamte Saarland weiterentwickeln und Rahmenbedingungen schaffen, in denen sich Menschen wohlfühlen und dadurch gerne hier sind.

Diese Rahmenbedingungen müssen vielfältig sein, um Probleme wirklich lösen zu können. Allein durch tolle Glasfaser-Politik werden sich die Menschen hier nicht ansiedeln. Aber es ist ein Anfang. Kein schnelles Internet zu haben und damit keine digitale Teilhabe? Das ist heutzutage undenkbar. Das gilt nicht nur für all die Menschen, die von zuhause arbeiten, nicht nur für die Studenten, die aktuell viel von zuhause machen (müssen), sondern auch für Unternehmen. Das Gewerbe braucht heute schnelles Internet, um konkurrenzfähig zu bleiben. Hier müssen wir ansetzen, auch wenn es nur ein erster Baustein ist.

Wir müssen Menschen auch wieder motivieren, selbst mehr Verantwortung zu übernehmen. Die Stadt muss sich daher noch mehr auf Gründer konzentrieren. Dabei darf sich die Politik aber nicht dem Wunsch hingeben, nur hochtechnologische StartUps anzulocken. Auch ganz klassische Gewerbebetriebe verdienen jede mögliche Unterstützung. Und es muss auch nicht immer Neues gebaut werden: viele Unternehmen suchen Nachfolgerinnen und Nachfolger für ihr Gewerbe.

Der Gründercampus, der jetzt nach St. Ingbert kommt, kann dabei von großem Nutzen sein. Schade nur, dass dieser nicht in Saarbrücken gebaut wird. Das wäre nicht nur wegen der Nähe zu htw und UDS gut gewesen.

Der vermutlich wichtigste Punkt ist jedoch der Wohnraum. Die Mieten in Saarbrücken sind in den letzten Jahren deutlich gestiegen. Es wird zwar gebaut, aber meist nur im hochpreisigen Segment. Was fehlt, ist bezahlbarer Wohnraum für junge Familien und die MöglichkeitEinfamilienhäuser zu bauen. Aber auch hier sieht die Jamaika-Koalition keinen Bedarf. Andere Städte und Gemeinden, gerade im Saarbrücker Umland, sind da schlauer. In den letzten Sitzungen wurden im Stadtrat immer wieder wichtige Neubaugebiete verhindert.

Einen weiteren Aspekt stellt die Bildung dar. Neben ambitionierten und motivierten Lehrerinnen und Lehrern brauchen unsere Schulen auch eine gute Ausstattung. Hier muss in Saarbrücken nachgebessert werden. Zwar haben wir in den letzten Jahren viel investiert, aber seit dem vergangenen Herbst passiert augenscheinlich nur noch wenig. Viele Sanierungen und Modernisierungen werden leider nur aufgeschoben.

Ähnlich wichtig für junge Familien ist die Vereinbarkeit von Familie und Beruf. Für mich stellt die KiTa schon lange keine reine Betreuungseinrichtung mehr da. Wie die Grundschule ist auch die Kindertagesstätte ein Ort der Bildung. Daher muss auch diese Einrichtunggebührenfrei sein. Dafür haben wir gemeinsam mit unserer ehemaligen Oberbürgermeisterin Charlotte Britz gekämpft und konnten das auch gemeinsam mit dem damaligen Bildungsminister Ulrich Commercon teilweise umsetzen.

Damit Saarbrücken attraktiv bleibt und junge Menschen nicht nur hält, sondern auch anzieht, brauchen wir gute Arbeit, gutes Wohnen und gute Bildung aber auch die technische Infrastruktur muss dauerhaft erweitert werden. Auch bei Freizeitaktivitäten müssen wir nachlegen. Es gibt viel zu tun, damit es bald heißt: Das Durchschnittalter sinkt wieder im Saarland.

Ihr Mirco Bertucci