Stadtradeln in Saarbrücken: Ein Erfahrungsbericht

Nach drei Wochen intensiver Teilnahme am Stadtradeln habe ich nicht nur viele Kilometer gesammelt, sondern auch wertvolle Einblicke in die Herausforderungen und Möglichkeiten des Radfahrens in Saarbrücken gewonnen. Während meine persönlichen Erfahrungen überwiegend positiv waren, zeigt eine repräsentative Umfrage einige Gründe auf, warum viele Menschen dem Radfahren immer noch skeptisch gegenüberstehen.

Viele Menschen meiden das Fahrrad, weil sie nicht Wind und Wetter ausgesetzt sein möchten. Während der drei Wochen Stadtradeln hatte ich zwar oft das Glück, ein trockenes Zeitfenster zu finden, doch es gab auch Tage, an denen ich voll vom Regen erwischt wurde. Eine Regenjacke und Regenhose haben mir jedoch stets gute Dienste geleistet und mich trocken gehalten. Zusätzlich hatte ich die Möglichkeit, mich auf der Arbeit umzuziehen und zu duschen, was den Komfort erheblich steigerte. Ein guter Regenschutz und wetterfeste Kleidung können generell Abhilfe schaffen. Zudem kann eine positive Einstellung zum Radfahren bei jedem Wetter helfen, diese Herausforderung zu überwinden.

Außerdem bevorzugen viele das Auto, weil sie regelmäßig Dinge transportieren müssen. Während des Stadtradelns habe ich alle meine Sachen im Rucksack transportiert, was manchmal mühsam war. Ein Gepäckträger oder Satteltaschen wären eine große Erleichterung gewesen und stehen definitiv auf meiner Liste für zukünftige Investitionen. Wenn es mehr zu transportieren gibt, ist ein Lastenrad eine gute Alternative. Wer ein Lastenrad ausprobieren möchte, kann das kostenlose Leihrad nutzen. Das Lastenpedelec kann montags bis samstags von 9 bis 20 Uhr beim ADFC Saar in der Evangelisch-Kirch-Straße 8 in 66111 Saarbrücken – in unmittelbarer Nähe zum Sankt Johanner Markt – ausgeliehen werden. Eine telefonische Reservierung unter 0151 674 070 44 ist erforderlich.

Ein weiterer Punkt ist die wahrgenommene Länge der Wege und der damit verbundene Zeitaufwand. Viele Menschen empfinden den Weg zur Arbeit oder zu anderen Zielen als zu lang oder zu zeitaufwendig. Mein Arbeitsweg hat sich von 45 auf 90 Minuten verlängert, weil ich die 16,5 Kilometer zur Arbeit komplett mit dem Fahrrad zurückgelegt habe. Diese Zeit habe ich aber genutzt, um fit und entspannt in den Tag zu starten. Es ist aber auch möglich, seinen Arbeitsweg mit öffentlichen Verkehrsmitteln und dem Fahrrad zurückzulegen. Mit der richtigen Routenplanung und der Kombination von Fahrrad und öffentlichen Verkehrsmitteln lassen sich auch längere Strecken effizient zurücklegen. Natürlich hat auch der öffentliche Verkehr seine Unzuverlässigkeiten, wie Verspätungen oder Ausfälle, die den Arbeitsweg ebenfalls verlängern können. Auch in den öffentlichen Nahverkehr muss viel investiert werden, aber das Thema führt hier etwas zu weit.

Das Gefühl der Unsicherheit im Straßenverkehr ist jedoch ein großes Hemmnis. Viele Radfahrer:innen fühlen sich aufgrund des rücksichtslosen Verhaltens anderer Verkehrsteilnehmer:innen und unzureichender Radwege unsicher. Hier hat Saarbrücken eindeutig Nachholbedarf. Fahrradstraßen sind ein guter Anfang, aber ein durchgängiges, sicheres Radwegenetz ist unerlässlich. Ich habe oft erlebt, wie gefährlich es sein kann, wenn Radwege plötzlich enden oder im Mischverkehr geführt werden.

Um Saarbrücken fahrradfreundlicher zu machen, sind noch viele Verbesserungen notwendig. Ein durchgängiges und gut ausgebautes Radwegenetz ist von zentraler Bedeutung. Es muss möglich sein, sicher und bequem von einem Stadtteil in den anderen zu gelangen, ohne ständig absteigen oder gefährliche Straßen überqueren zu müssen. Nach Regen oder Hochwasser müssen Radwege genauso schnell und gründlich gereinigt werden wie die Straßen für den Autoverkehr. Es kann nicht sein, dass Radfahrer:innen wochenlang durch gefährliche, schlammige Bereiche navigieren müssen, während die Straßen längst sauber sind. Geschützte Radfahrstreifen, getrennte Ampelphasen für Radfahrer:innen und Poller an gefährlichen Kreuzungen könnten das Sicherheitsgefühl erheblich verbessern. Dies würde auch mehr Menschen dazu ermutigen, regelmäßig das Fahrrad zu benutzen. Arbeitgeber:innen sollten ihre Mitarbeiter:innen durch finanzielle Zuschüsse für Fahrräder, sichere Abstellmöglichkeiten und Reparaturservices unterstützen. Die Politik muss den Ausbau der Radinfrastruktur finanziell fördern und die Bürger:innen aktiv in Planungsprozesse einbeziehen. einbinden.

Das Stadtradeln ist für dieses Jahr vorbei. Ich werde weiterhin das Fahrrad als Hauptverkehrsmittel nutzen und kann nur jeden ermutigen, es auch einmal auszuprobieren. Die positiven Auswirkungen auf die Gesundheit, die Umwelt und das eigene Wohlbefinden sind es auf jeden Fall wert. Ich freue mich schon auf das nächste Jahr und die nächste Runde Stadtradeln.

Bleibt in Bewegung!

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